Nur wer weiß, was bereits im Boden liegt, kann strategisch sinnvoll ausbauen:

Leerrohrmanagement richtig gemacht!

Der Glasfaserausbau schreitet in Deutschland rasant voran – doch mit der steigenden Anzahl neuer Trassen, Kabel und Leerrohre wächst auch der Dokumentationsaufwand. Viele Kommunen und Netzbetreiber stehen vor der Herausforderung, vorhandene Infrastrukturen korrekt zu erfassen, den Überblick zu behalten und diese Daten über Jahre aktuell zu halten. Ein professionelles Leerrohrmanagement wird damit zur Grundvoraussetzung für effiziente Netzplanung, reibungslose Bauprozesse und transparente Verwaltung.

In diesem Artikel zeigen wir, warum strukturiertes Leerrohrmanagement so wichtig ist, welche typischen Probleme auftreten und wie moderne GIS- und Dokumentationsprozesse helfen, Ordnung ins Untergrundchaos zu bringen.

 

Warum Leerrohrmanagement heute wichtiger ist denn je

Leerrohre sind das Rückgrat jedes FTTx-Ausbaus. Sie ermöglichen es, Glasfaserkabel flexibel nachzuziehen, Kapazitäten zu erweitern oder neue Gebiete anzubinden. Ohne aktuelle Informationen über verfügbare Röhrchen, Restkapazitäten oder Schäden können Ausbauprojekte schnell ins Stocken geraten.

Ein professionelles Leerrohrmanagement sorgt dafür, dass:

  • Bestandstrassen und freie Kapazitäten jederzeit einsehbar sind
  • Doppelbau oder ungenutzte Infrastruktur vermieden wird
  • Kosten für Neuverlegung gesenkt werden
  • Planungssicherheit für eigene und externe Projekte entsteht
  • Rechtssichere Dokumentation gegenüber Behörden und Netzbetreibern gewährleistet ist

Kurz: Nur wer weiß, was bereits im Boden liegt, kann strategisch sinnvoll ausbauen.

 

Die größten Herausforderungen beim Leerrohrmanagement

  1. Unvollständige oder stark veraltete Dokumentation

Viele Kommunen verfügen noch immer über analoge Pläne, unterschiedliche Datenstände oder uneinheitliche Formate.

  1. Altbestände ohne verlässliche Informationen

Bestandsleitungen aus den 80er oder 90er Jahren sind häufig nur grob verortet oder gar nicht dokumentiert.

  1. Dateninseln ohne zentrale Plattform

Planungsbüros, Baufirmen und Netzbetreiber arbeiten mit unterschiedlichen Tools, die schlecht integriert sind.

  1. Fehlende Kapazitätsübersichten

Ohne genaue Angaben zu belegten oder freien Röhrchen bleiben Ausbauentscheidungen spekulativ.

  1. Unklare Zuständigkeiten

Oft ist nicht eindeutig geregelt, wer für Aktualität und Pflege der Daten verantwortlich ist.

 

Schritt-für-Schritt: So gelingt professionelles Leerrohrmanagement

Bestandsaufnahme und Digitalisierung

Bevor ein System aufgebaut werden kann, müssen alle verfügbaren Pläne, Bestandsunterlagen und historischen Daten eingesammelt und digitalisiert werden.

Dazu gehören u. a.:

  • Trassenverlauf
  • Schacht- und Muffenstandorte
  • Rohrverbände und Röhrchenbelegung
  • Kabeltypen und -kapazitäten
  • Baujahre, Eigentümer, Nutzungsrechte

Vermessung und Sondierung vor Ort

Digitale Altpläne reichen selten aus – deshalb ist eine Georeferenzierung entscheidend.
Bei Altbeständen helfen Ortungssysteme oder punktuelle Öffnungen (Suchschlitze).

Aufbau eines zentralen GIS

Ein modernes Geoinformationssystem dient als digitaler Zwilling aller Glasfaser- und Leerrohrinfrastrukturen.

Wichtige Anforderungen:

  • Standardisierte Datenmodelle (z. B. gem. ZTV oder Betreiberanforderungen)
  • Saubere Objektstruktur (Trasse → Rohr → Röhrchen → Kabel)
  • Rollen und Zugriffsrechte
  • Versionierung und Änderungsprotokolle
  • Schnittstellen zu Planungstools, As-Built-Dokumentationen und Baufirmen

 

  1. Einheitliche Dokumentationsprozesse etablieren

Damit das System langfristig funktioniert, braucht es klare Regeln:

  • Was muss dokumentiert werden?
  • Wer liefert welche Daten?
  • In welchem Format?
  • Bis wann?
  • Wie erfolgt die Qualitätsprüfung?

Mobile Apps erleichtern die Aufnahme direkt auf der Baustelle inklusive Fotos, GPS, QR-Codes oder Barcode-Scanning.

 

  1. Laufende Pflege und Qualitätssicherung

Leerrohrmanagement ist keine einmalige Aufgabe – es ist ein kontinuierlicher Prozess.

Regelmäßige Maßnahmen:

  • Nachführen nach jedem Neubau
  • Pflege von Schäden, Reparaturen, Umverlegungen
  • Review-Workflows
  • Abgleich mit Baufirmen und Netzbetreibern
  • Jährliche Bestandsprüfung

 

Moderne Technik: Was heute möglich ist

  • Drohnenvermessung für schnelle Projektübersichten
  • Automatisierte As-Built-Dokumentation durch KI-gestützte Fotodetektion
  • Cloud-GIS für Zusammenarbeit in Echtzeit
  • Digitale Muffen- und Schachtregister
  • QR-Codierte Infrastruktur für eindeutige Identifikation im Feld

Diese Technologien reduzieren Fehlerquellen, vereinheitlichen Daten und beschleunigen die Bearbeitung.

 

Fazit: Ohne professionelles Leerrohrmanagement kein smarter Glasfaserausbau

Ein funktionierendes Leerrohrmanagement ist weit mehr als eine Pflichtaufgabe:
Es ist einer der größten Effizienzhebel im heutigen Breitbandausbau. Kommunen und Betreiber, die ihre Infrastruktur konsequent digitalisieren, dokumentieren und pflegen, profitieren von:

  • niedrigeren Baukosten
  • schnellerer Projektabwicklung
  • weniger Überraschungen im Boden
  • besserer Steuerung ihrer Netzinfrastruktur

Wer frühzeitig in moderne Prozesse investiert, schafft eine nachhaltige Basis für alle zukünftigen Ausbauprojekte – und vermeidet kostspielige Fehler.

 

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